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In einem kleinen Musikladen „Porte Saz Evi‘“ unterrichtet Mehmet Varol das Instrument Saz und verkauft es gleichzeitig dort. Der 37-Jährige hat zwei Töchter, die auch das Saz-Spielen lernen und schon ganz gut spielen können. Varol arbeitet als technischer Angestellter. Sein ehemaliges Hobby – Saz spielen – ist nun zu seinem zweiten Beruf geworden. Wir haben ihn getroffen und interviewt.

Wie kamen Sie auf die Idee, diesen Musikladen zu eröffnen?

Saz ist ein Instrument unserer Kultur. Da ich selbst seit 1997 Saz spiele und seit 2008 auch unterrichte, habe ich mir vorgenommen den Kindern eine Anlaufstelle im Bereich Saz und Accessoires zu bieten. So kam mir die Idee, ein Ladenlokal zu eröffnen.

Was ist ein Saz?

Saz ist ein türkisches Langhalsinstrument mit dem man orientalische Musik (türkische Volksmusik) sehr gut spielen kann. Es ist ein Instrument, dessen Korpus birnenförmig ist und sieben Seiten hat. Es wird in der Türkei als Unikat von Saz-Meistern hergestellt. Die Preisklasse startet bei 150 Euro und ist nach oben offen. Saz wurde in den letzten 2000 Jahren weiterentwickelt. Aus dem Instrument Kopuz wurde die Saz und aus der Saz wurde die Baglama. So werden sie heute in den Grundschulen genannt (auch im „JeKi“-Unterricht bekannt).

Haben Sie je überlegt, einen Dönerladen zu eröffnen, so wie es viele Türken machen?

In der Renovierungsphase wurde ich von vielen neugierigen Bürgern gefragt, was hier reinkommt. Die Passanten haben mich gesehen und sofort gerätselt, was für ein Geschäft ich wohl eröffne. Vom Landtagskandidaten kam sogar die Frage, ob es ein Gebrauchtwagenhandel wird. Manche Leute fanden meine Idee mit dem Musikladen sehr mutig, andere wiederum leichtsinnig. Mein Ziel ist nicht in erster Linie, Geld zu verdienen, sondern musikalische Erziehung an alle Interessierten weiterzugeben.

Was meinen Sie mit musikalischer Erziehung?

Schon im Mutterleib fängt das Wahrnehmen von Tönen und Rhythmen an. Das Kind bekommt in der Phase schon die ersten Grundkenntnisse (Hören, Sprechen). Wir als Eltern sollten unsere Kinder früh genug musikalisch fördern, indem wir unsere Kinder beim Elementarunterricht anmelden und in den Grundschulen beim „JeKi“-Projekt fördern. So kann der Lehrer feststellen, ob das Kind Talent hat und weiter gefördert werden sollte.

Sind Sie sich sicher, dass es klappen wird?

Ja, es klappt schon seit 2000 Jahren, dass Saz- oder Volksmusik-Kenntnisse von Meistern an Schülern weitergegeben werden. Das hat in der Geschichte von Pir Sultan Abdal, Yunus Emre, Köroglu und Asik Veysel auch funktioniert, weil es Tradition ist, das Spielen Jüngeren zu lehren.

Gamze Varol, Victor Mossakowski, Klasse 8c, Heisenberg-Gymnasium, Gladbeck

Zeus-Reporter