Wer Musik liebt, kann nicht böse sein! client

Nilgün, Gamze und Mehmet Varol (Foto: Porte Saz Evi, Julia Röken Medienkonzepte)
Gladbeck: Porte Saz Evi | Mehmet Varol ist ein wahrer Idealist. Und ein riesiger Musikliebhaber.
Beides vorteilhafte Charaktereigenschaften, speziell für seine Heimatstadt.

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Ein bisschen Orient, ein bisschen Türkei in die Musik reinzubringen, dies haben sich der 37-jährige Gladbecker, seine Ehefrau Nilgün und die beiden jungen Töchter Gamze und Defne vorgenommen. Dafür scheuen sie weder Kosten noch Mühen.

Reine Gewinnerzielungsinteressen sind dem Kunst- und Menschenfreund Mehmet Varol fremd.

"Zunächst einmal will ich der Stadt und der Gesellschaft, in der ich lebe, etwas geben", sagt er. Der technische Angestellte, der seit langem in der SPD-Integrationsgruppe engagiert ist, glaubt fest an die soziale Bindekraft der Musik. "Die Jugendlichen müssen runter von der Straße", meint er, "und wer Musik liebt, kann nicht böse sein. Musik befreit die Seele. Das muss man doch fördern." Recht hat er!

Kürzlich erst hat Mehmet Varol in Gladbeck eine Musikschule für die türkische Laute Saz mit angeschlossenem Laden gegründet. Den Betrieb auf der Friedenstraße, der alles rund um das traditionsreiche Schmalsteinstrument von Unterricht über Verkauf/Verleih, Reparatur bis hin zu Accessoires bietet, führt der sozial engagierte Macher gemeinsam mit seiner Gemahlin, und auch die Töchter packen mit an.

"Musik ist eine Leidenschaft von mir", erklärt Mehmet Varol. "Auch meinen Kindern liegt sie im Blut. Ich achte bei der Erziehung sehr auf diese frühe Prägung. Es ist wichtig, dass Kinder mit Musik aufwachsen. So erhalten sie einen anderen Zugang zu den Dingen."

Die Saz spielt der weltmännische Muslim seit 1997, und er hat es auf dem Instrument zu einem echten Könner gebracht. Türkische Gitarrenmusik zu unterrichten, ist ein Steckenpferd von ihm geworden. Wer möchte schließlich nicht, dass die Art Musik, die man selbst am meisten liebt, unter den Menschen verbreitet wird?

Auch die Vermittlung von Brauchtum und Geschichte im Zusammenhang mit der Saz ist ihm wichtig. Es sei unerlässlich, etwas über den Verfasser der Lieder zu erfahren und was in den Stücken ausgedrückt werden soll. Der Völkerverständigung kann das Hintergrundwissen nur dienlich sein.

Dass klassische orientalische Musik in einer deutschen Stadt angenommen wird, davon ist Mehmet Varol überzeugt. "Wieso denn nicht? Es mag jeder kommen, um sich zu überzeugen. Wenn man weiß um die Klänge, wird man die Saz immer dazu nehmen."

Es soll in Gladbeck schätzungsweise bereits 300 bis 400 Saz-Spieler geben, sagen Kenner der Szene. Gut möglich, dass es bald noch wesentlich mehr werden – bei so viel Engagement.

Mehmet Varol und seine Angehörigen und Freunde entsprechen ohnehin so gar nicht dem dumpfen Klischeebild des dubiosen, verbohrten Muslims, das in den Medien viel zu oft transportiert wird.

"Ich will es so sozial wie möglich machen", bekundet Mehmet Varol in Bezug auf sein Projekt. "Mir reicht es, wenn ich meine Nebenkosten zu decken vermag."

Ohne jetzt pathetisch werden zu wollen: Aber etwas vom großen John F. Kennedy steckt auch in dem umtriebigen Gladbecker Türken. Und das ist für Gladbeck nur gut!

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