MEHMET VAROL ERTEILT...

Musik mit viel Gefühl

13.10.2011 | 16:46 Uhr

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Gladbeck. Für die meisten Menschen kommt ehrenamtliches Engagement, wenn überhaupt, erst nach dem Arbeitsleben in Frage. Bei Mehmet Varol ist das anders. Der 36-jährige ist als technischer Angestellter beruflich angespannt, trotzdem investiert er einen Großteil seiner freien Zeit in das Literaturcafé Defne – neben vielen anderen Aktivitäten dort erteilt er Saz-Unterricht.

Saz ist eines der wichtigsten Instrumente in der türkischen Kultur, ein Zupfinstrument mit birnenförmigem Körper, langem Steg und sieben Saiten, die ideale Begleitung zu türkischen Volksliedern. „Auch die Kinder, die hier geboren sind, sollen die Wurzeln ihrer Familie nicht vergessen“, sagt Mehmet Varol, der selbst als 13-Jähriger nach Deutschland kam. Und vor allem, findet er, sollten alle Kinder so früh wie möglich Kontakt zur Musik bekommen. „Das ist ganz wichtig für ihre Entwicklung. Wer Musik liebt, kann nicht böse sein.“ Für seine eigener Kinder eine Selbstverständlichkeit: Tochter Gamze (14) spielt Klavier, Flöte und diverse Zupfinstrumente. Die kleine Defne (3) haut kräftig auf die Bongos, wenn zu Hause musiziert wird.

Im Saz-Unterricht bei Mehmet Varol lernen die überwiegend jungen Teilnehmer nicht nur den Umgang mit dem Instrument. Notenlehre und Gesang gehören dazu und vor allem Hintergrundwissen: über den Verfasser der Lieder, über ihre Entstehung, ihren Inhalt und Sinn. Dafür recherchiert Mehmet Varol im Internet. „Wenn man begriffen hat, was der Dichter ausdrücken wollte, bekommt man ein Gefühl für das Lied. Das ist mehr als Noten vom Blatt zu spielen.“

Vor drei Jahren, als seine ältere Tochter aufs Heisenberg-Gymnasium kam, lernten Mehmet Varol und seine Frau Nilgün Behcet Sovuksu kennen und dessen Literaturcafé Defne. „Alles, was für Kinder wichtig ist – von der Hausaufgabenhilfe über Computerkurse bis zu literarischen Veranstaltungen – wird hier geboten, kostenlos, damit jeder mitmachen kann. Weil wir das so toll fanden, haben wir überlegt, was wir für Defne tun können“, erinnert sich der 36-Jährige. Und deshalb gehört seit drei Jahren auch Musik zum Angebot. Inzwischen unterrichtet Mehmet Varol, unterstützt von Tochter Gamze, zwei Gruppen mit je acht Teilnehmern.

Auch Ehefrau Nilgün engagiert sich – bei der Hausaufgabenhilfe zum Beispiel und in der Redaktion der zweisprachigen Zeitschrift. „Wir sind zu einem Teil von Defne geworden“, sagt Mehmet Varol, der sich neben diesem zeitaufwendigen Ehrenamt auch in der SPD-Integrationsgruppe engagiert. Und warum das alles? „Ich möchte in der Stadt, in der ich lebe, der Gesellschaft etwas geben.“

Elke Hautmann

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